15. August 2022
T: Liebe Fortuna, am Mittwoch wird unser Vertrag offiziell gelöst. Und wie immer habe ich das Gefühl, wir haben doch gerade erst angefangen! Und was hat mir der Monat alles Wunderbares beschert: Eine sehr liebe neue Kollegin, die zu meiner ersten zahlenden Meditationskundin wurde. Lauter kleine Glücksmomente und einige große. Ja, ich hatte auch echte Geldsorgen zwischendurch, und ich wollte mich schon übel beschweren das eine oder andere Mal.
Aber jetzt? Jetzt spüre ich, dass es so richtig losgeht. Ob es das Lion's Gate [Sternenkonstellation, besonderer Portaltag] ist oder deine Anwesenheit, die Energie ist jetzt eine völlig andere als zu Anfang des Monats. Und ich bin so dankbar, halbwegs verstehen zu können, wo wir hindurchschreiten momentan. Also danke. Einfach danke. Für alles, was war, und alles, was noch kommt. Fortuna, tu was du willst. Tu, was du willst. Tu, was du willst.
[Sie wächst zu enormer Größe heran. Wie Tefiti, die Insel-Göttin aus dem Disney-Film »Vaiana«. Groß und still. Ich schaue zu ihr auf und sie auf mich herab. An den Rändern meiner Form verschwimme ich. Als wäre ich teilweise aus Nebel, und sie der Sog. Gleichsam fransen aber auch ihre Ränder aus. Wir geben und nehmen, gänzlich in Balance. In meiner Magengegend macht sich diese nervös freudige Erwartung breit. Wie wenn man gerade würfelt und sich das Ergebnis schon einmal ganz fest wünscht.]
F: [Ohne ihre Lippen zu bewegen] Im Grunde hast du in diesem Monat erfahren, dass du mich nicht brauchst. Das war der Sinn der Übung. Es nützt ja ohnehin nichts, sich vor mir auf die Knie zu werfen, das haben wir nun behandelt. Aber ich werde auch zugeben, dass ich im Hintergrund in deinem Sinne gewirkt habe. Einige Dinge verschnellert habe, die ohnehin auf dem Weg zu dir waren. Wie das immer so ist, war mir das möglich, weil du mich nicht ständig um einen Gefallen gebeten hast. So konnte ich mich konzentrieren auf das, was zählt.
T: Obwohl ich den Raben [meine Personifizierung des Erfolges] noch immer nicht richtig gesprochen habe, habe ich viel über Erfolg gelernt. Und den Wert meiner Aufmerksamkeit. Meiner Arbeit als Lehrerin und Hilfestellerin.
[Ein Rabe kommt und setzt sich auf ihre Schulter. Fortuna hat nun wieder normale Größe. Draußen fängt es genau in diesem Moment an zu regnen. Was für eine Erleichterung, ich könnte heulen. Der Rhein ist trockengefallen vor zwei Tagen, Waldbrände fressen sich durch unsere letzten gesunden Waldstücke, einige flüstern von einer Jahrhundert-Dürre. In Mitteleuropa!]
T: [schnieft] Ich brauchte keinerlei Beweise mehr, aber eure Güte ist wahrhaftig grenzenlos.
F: Glück und Erfolg gehen Hand in Hand. Wir sind alte Freunde. Und wir behandeln ein wesentlich weiteres Spielfeld, als ihr gemeinhin glaubt. Denn was ist eine reiche Ernte, wenn nicht reine Glückseligkeit und Grundlage jedes anderen Erfolgs? Ihr habt kollektiv beschlossen, auf einem recht steinigen Weg wieder zu der Erinnerung zu gelangen, wie heilig die Natur ist. Wie wertvoll jeder Wassertropfen. Aber ihr geht immerhin mit großen Schritten auf diesem Weg voran.
T: Ich hoffe es. Ich wünsche uns diese kollektive Erkenntnis so sehr.
[Lange Pause. Ich genieße die ungewöhnliche Playlist, Hoziers »As It Was« und das Geräusch der sanften Regentropfen vor dem Fenster.]
T: Entschuldige, ich bin wohl nicht so recht bei der Sache.
[Das Lied wechselt zu einem Song namens »No plan«. Ohne Witz. »There is no plan. There is no race to be run.«]
T: Du bist der Hammer.
F: Ich habe so meine Momente, wie ich doch glaube. [Sie lächelt breit.] Wie du weißt, gibt es nicht jeden Tag etwas Bahnbrechendes zu sagen. Dieses Privileg hast du dir paradoxerweise erarbeitet. Denn je öfter du bei uns bist, desto weniger müssen wir in eine Lektion hineinpressen. Gerade gestern hast du dieses Konzept deiner neuesten Schülerin erklärt. Natürlich achten wir darauf, euch alle auch zu Atem kommen zu lassen. Einfach mal nur in Licht und Ruhe zu baden. Du weißt selbst, was schon das für ein Erfolg sein kann im Zeitalter der fehlenden Entspannung.
Aber die wichtigen Dinge wollen eben auch besprochen sein ... bevor es zu spät ist. Diese anfänglichen Schocks können wir eben doch nicht aussparen. Die Arbeit muss gemacht werden, und die Zeitfenster sind teilweise winzig, weil alles bis zur letzten Sekunde aufgeschoben wurde.
T: Ich verstehe das Prinzip jetzt wesentlich besser, und ich hoffe, ich kann es auch verstärkt lehren. Ich muss jetzt leider los für heute, aber wir sehen uns morgen. Und wenn es möglich ist, möchte ich endlich den Raben zu Wort kommen lassen. Wenn euer Zeitplan etwas anderes vorsieht, will ich mich nur zu gerne beugen. Bis morgen.
[Der Rabe krächzt zum Abschied.]
F: Bis morgen, meine Liebe. Es wird schon alles werden.
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