31.10.2021
Das Interview mit der ortsgebundenen Göttin namens Utoya findet ihr HIER!
Utoya
T: [zündet alle Kerzen an, an diesem letzten Abend mit Interviewpartnerin Utoya.]
[Ich berühre die rote Kerze] Liebste Harpyie, schenk mir deine Kraft.
[Ich berühre die orangene Kerze] Liebste Muse, schenk mir deine Kraft.
[gelb = Jormungandr, grün= Lillysander, blau= Elfen, violett= Meister Kei Yu, weiß = White und Council]
T: Liebste Aspekte, ich weiß, dass ihr mich führt. Liebe Utoya, ich bin bereit, zuzuhören. Ich bin The Spirit Scribe. Let’s make some magic happen!
U: Du hast dir in kurzer Zeit einige sehr kluge Rituale eingerichtet. Von null auf hundert quasi. Das ist wirklich beachtlich, vor allem weil keines davon seinen Sinn verfehlt wie so viele andere »Rituale«, die Menschen aus irgendeiner seltsamen Tradition heraus pflegen. Kein Wort stört den Prozess, während die meisten eher zwei Schritte nach vorne gehen und dann einen zurück. Selbst wenn wir sonst nichts mit dir erreicht hätten und all unsere Texte in der Versenkung verschwänden, wäre das alleine schon ein Erfolg gewesen, weißt du? So ist es aber natürlich noch hundert mal besser!
T: Meine liebe ortsgebundene Göttin Utoya, ich möchte absichtlich nichts vorgeben. Über was möchtest du heute sprechen, an deinem wahrscheinlich letzten Abend?
[Sie geht mit mir einen langen Gang entlang, gesäumt von Bäumen. Die Kronen sind mal mit kleinen Lichtern gefüllt, aber auch mal blätterlos. Mal ist der Gang einladend hell, mal fühle ich mich, als wäre ich auf dem Weg in die Unterwelt.
U: Die Leute glauben immer, die Zombies und bösen Geister würden ihnen im dunklen Wald begegnen. An Samhein und im Winter oder an Orten, an denen Schreckliches geschah. Die Wahrheit ist, die größten Monster triffst du direkt auf deinem Weg, und die Zombies tragen feine Anzüge.
T: Ich weiß ganz genau, was du meinst. Ich bekomme das Gefühl, dass du mich an den Nächsten übergeben möchtest, fast so wie eine Braut von ihrem Vater fortgegeben wird an den Bräutigam.
U: Ursprünglich ist dies ein sehr wichtiges Symbol. Du gehst nicht über vom BESITZ deines Vaters in den BESITZ deines Ehemannes ... du gehst über vom SCHUTZMANTEL deiner Familie in den SCHUTZMANTEL der neuen Familie. Oder ihr gründet gemeinsam eure eigene, das ist heute auch sehr häufig. Das Ritual bedeutet, dass du KEINE SEKUNDE ohne unseren Schutz sein sollst. Dass spirituelle immer für dich gesorgt ist, obwohl die Energie deines Umfeldes wechselt. Was daraus gemacht wurde? Eine Schande, stellenweise.
T: An wen wirst du mich reichen? Ich bekomme seit einigen Minuten das Bild eines hageren jungen Mannes. Wie ein Ichebod Crane. Ein Graf der Unterwelt. Ein rastloser, aber ehrenvoller Mann. Er ist definitiv nicht lebendig, er steht auf der anderen Seite des Schleiers.
U: Hast du schon einmal einen Tanz mit der Dunkelheit getanzt? Kennst du die Geborgenheit eines schwarzen Raums?
T: Ja, absolut. In meiner Jugend war die schwarze Community der Teil der Welt, der mich am ehesten verstanden hat. Viele haben natürlich geglaubt, das sei nur eine Phase, doch schau mich an. Aus mir ist eine stattliche Hexe geworden, nicht wahr?
U: Absolut. Wer die Ruhe und die Ehrlichkeit der schwarzen Nacht schätzen kann, der hat einen großen Vorteil gegenüber denen, die immer zur Sonne rennen. Denn wenn du viele Tage lang der Sonne nachläuft, rennst du immer im Kreis!
T: [lacht] Wer verkörpert diesen Gedanken? Kann ich einen Namen haben? [Ich konzentriere mich einige Minuten mit geschlossenen Augen. Einige Kunstreferenzen fallen mir noch ein, aber nichts macht wirklich klick. Nur drei Worte bleiben bei mir: Son of Hel. [Zu Utoya] Hat Hel einen Sohn?
U: Wie du weißt, ist das mit den Beschreibungen der Blutsverwandtschaft so eine Sache ohne Blut, aber ja, es gib in Hels Umkreis einige, die ihr nahe stehen, und die ein ähnliches Feld bestellen wie sie.
T: Wie das mit der eingehämmerten kulturellen Erziehung so ist, bemerkt mein Kopf seit einer Weile, dass der Satan öfter mal »der Sohn der Hölle« genannt wird.
U: Und wie du nun schon gelernt haben solltest, ist das alles ziemlicher Firlefanz, denn auch der mit den Hörnern und den Hufen statt Füßen ist ein sehr anständiger, wohlwollender Kerl. [Cernunnos] Wenn du nicht gerade wie ein Elefant im Wald herumtrampelst. ;)
T: [kichert] Ich freue mich total darauf, aber ich weiß nicht, was ich noch tun kann. Ich möchte ihn erreichen, aber natürlich gibt es ein letztes Bisschen Zurückhaltung. Ich schaffe es nicht ohne Hilfe!
[Ich konzentriere mich weiter, dann geht mir ein Licht auf.] Oh Mann, das war er gestern!! Ich habe gestern eine fantastisch traurige Stelle für Drachenkind 3 geschrieben. Jemand stirbt, und es kam aus heiterem Himmel. Ich war nicht mal in dem Manuskript unterwegs, ich wollte eigentlich bloggen! Und urplötzlich überkam es mich heftig. Wie ein Albtraum, aber am Tage, von sterbenden Kindern und unendlicher Trauer. Es war zum Sterben traurig, was ich schrieb, aber als es vorbei war, war ich dennoch sehr stolz. Und das bedeutet, mein neuer Partner hat sehr viel mit Trauer zu tun.
Der Herr der Gegenwelt
Schwarz gekleideter Jüngling: Du hast es erkannt. Sehr gut. Ich bin der Herr der Trauer, Sohn der Göttin des Niedrigstmöglichen. Des Nullpunktes. Ich bin, nach den meisten Definitionen, der Sohn der Hölle.
T: [haucht] Wooooooow.
SJ: [kichert dunkel] Schön, dass du nicht schreiend davonläufst. Ich darf dir garantieren, von mir geht keine Gefahr aus. Weder für dich, noch für andere. Aber, wie du ebenfalls fühlst, kann ich ebenso wie meine Mutter nicht mit vollen Händen geben – ganz besonders keine Energie. Meine Mutter ist der Nullpunkt. Und was am Nullpunkt ist, hat keinerlei Energie übrig. Hier ist der Denkfehler selbst der meisten spirituellen Menschen: Das Gegenreich zum Himmel geht nicht »ins Minus« energetisch – man könnte auch sagen, es ist nicht »negativ« oder böse. Das ist unmöglich! Das Gegenreich befindet sich rund um den absoluten Nullpunkt. Es ist ganz treffend, dass es manchmal gefroren dargestellt wird oder mindestens kalt. Wer die Sonne der hohen Himmel immerzu gewöhnt ist – oder mindestens den »Mittelwert« bei euch auf Erden – dem muss der Nullpunkt unwirtlich vorkommen, das ist nur sinnig.
T: Entschuldige, ich muss das ganz kurz loswerden. Was für ein tolles Wort ist denn bitte Gegenreich??! Das ist ja Großartig! Es macht so viel mehr Sinn als »Hölle«!
[Timer abgelaufen.]
SJ: Na dann ist ja gut, dass ich dich noch etwas lehren kann die nächsten Tage.
T: Ich freue mich! Gibst du mir noch einen Namen?
[Musik: Evanescence singt »Lacrymosa«. Ich bekomme den Drang zu googeln, was Lacrymosa überhaupt heißt. Es bedeutet »weeping oder tearful« und ist einer der Namen, der der Jungfrau Maria gegeben wurde in ihrer Rolle als trauernde Mutter.]
SJ: Mit »Lacrymoso« würdest du mich schon recht gut beschreiben, aber wie du dir vorstellen kannst, habe ich hunderte Namen erhalten über die Zeiten hinweg.
T: Wie kann ich sicher gehen, dass ich dich morgen wiedersehe? Ich möchte unsere Verbindung AUF KEINEN FALL wieder verlieren.
SJ: Ganz schön enthusiastisch, das gefällt mir. Sag dir einfach: »Ich erlaube dem Herren der Gegenwelt, dem Gott der Trauer, mit mir in Verbindung zu treten.« Ich verbürge mich dafür, dass es dein Schaden nicht sein soll.
T: [reibt über ihren Solar plexus]
SJ: Bitte sei nicht besorgt über dieses Gefühl unter deinem Herzen. Für unsere Verbindung muss dein Sonnengeflecht »Überstunden machen«, wenn du so willst. Denn es muss nicht nur deine Frequenz in einem guten Bereich halten, sondern meinen Kontakt quasi ausgleichen. Leider leider kann ich dich nicht mit Licht überschütten wie so viele andere. Du kannst dir vorstellen, wie wenige daher mit mir und meiner Mutter sprechen wollen.
T: Ist es nicht schwer, so niedrig zu schwingen?
SJ: Wenn alles, was du jemals kennengelernt hast, ein fensterloser Raum ist ... fühlt es sich dann schlimm an, darin zu wohnen?
T: Aber du siehst doch, was die anderen alles haben und teilen. Bist du nie neidisch?
SJ: Meine Arbeit ist doch nicht weniger wert als ihre.
T: Oh, entschuldige. Das wollte ich auch nicht andeuten.
SJ: Ist okay, ich bin es gewohnt. Weißt du, ich helfe den Menschen, wenn sie unter ihren »Mittelwert« fallen, den ich oben erwähnte. Wenn sie jemanden verloren haben und in tiefster Trauer stecken, dann kann ich ihnen helfen, diese Energien auszuleiten. Ähnlich wie du Energie an Gaia abgeben kannst, um sie von ihr reinigen zu lassen, kannst du mir ein riesiges Maß an tiefschwingender Energie aufbürden, ohne mich jemals zu überlasten. Ich bringe diese Energie dahin, wo sie hingehört. Das ist der heilige Auftrag der Trauer.
T: Ich freue mich unglaublich auf unseren Monat. Ich hatte noch nie ein Problem mit Trauerphasen. Wie mein Umfeld weiß, heule ich Rotz und Wasser beim Schreiben. Ich sehe das nie als verloren Zeit an.
SJ: Dann werden wir uns ganz wunderbar verstehen.
T: Bis morgen. Ich bin unglaublich gespannt. Ich danke dir. Und ich danke dir, Utoya! Du hast dies mit möglich gemacht. Danke, danke, danke!
U: Aber gerne. Von einer ortsgebundenen Göttin zum Herren einer ganzen Welt. Nicht jeder hätte diesen Sprung geschafft. Gut gemacht, Spirit Scribe, gut gemacht. Wir sehen und hören uns, wenn es nötig werden sollte.
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